In der Öffentlichkeit entstand leider der Eindruck, dass die Covid Vakzine von AstraZeneca schlecht und nur BioNTech gut sei. Das stimmt aber wissenschaftlich gesehen nicht. Dieser „Makel“ ist meiner Meinung nach die Folge einer sehr schlechten Kommunikation und unglücklicher Handlungen der Entscheidungsträger.

In den Zulassungsstudien scheint die Effektivität mit 70% im Vergleich zu den anderen Impfstoffen zwar geringer zu sein, man darf aber nicht vergessen, dass 70% immer noch außerordentlich gut für einen Impfstoff ist und dass die eher experimentellen  Zulassungsstudien aufgrund der noch geringen Fallzahlen fehleranfällig sind. Wichtig sind immer belastbare Ergebnisse von Studien unter realen Bedingungen und mit sehr hohen Fallzahlen. Und die ersten großen Studien aus England und Schottland sind sehr vielversprechend. Bereits drei Wochen nach der ersten Impfung reduziert sich die Anzahl der schweren Covid-Fälle um 90%.  Wenig später sind es 100%.

Die  Covid Vakzine von AstraZeneca wurde schon millionenfach verabreicht (vor allem in England) und hat sich als sehr effektiv und sicher erwiesen. Um eine maximale Sicherheit zu gewährleisten, wird in Deutschland auf Rat der Ständigen Impfkommission (STIKO), der Impfstoff für Patienten unter 60 Jahren nicht empfohlen. Der Grund dafür ist das extrem seltene Auftreten von Hirnvenenthrombosen (31 Fälle bei 2,7 Millionen Impfungen).

Hier handelt es sich aber nach jetzigem Wissenstand vermutlich um ein Autoimmungeschehen, das nichts mit normalen Thrombosen zu tun hat. Ein Zusammenhang mit den Impfungen kann nicht sicher ausgeschlossen, derzeit aber auch nicht bewiesen werden. Sicherheitshalber geht man aber davon aus, dass ein Zusammenhang bestehen könnte.

Betroffen waren vor allem Frauen unter 55 Jahren. Bei über 60jährigen kam es bislang praktisch nicht vor (ein einziger war 63).

Man kennt solche Autoimmunreaktionen auch bei der Gabe von Heparin, das man regelmäßig nach Operationen erhält. Man nennt dies Heparin induzierte Thrombopenie Typ 2 (HIT 2). Die Gefahr dieser Komplikation ist weitaus höher als die Impfkomplikation. Dies ist nur allgemein nicht bekannt.

Die Wahrscheinlichkeit einer normalen Thrombose ist durch die Impfung nicht erhöht. Bei den Geimpften gab es sogar statistisch gesehen etwas weniger Thrombosen.

D.h. Menschen mit einem erhöhten Thromboserisiko können sich genauso mit AstraZeneca impfen lassen!

Bedenken Sie auch, dass das Risiko für einen lebensgefährlichen allergischen Schock bei BioNTech weitaus höher ist, als das extrem niedrige Risiko für eine Hirnvenenthrombose.

Mich persönlich beeindruckte bei der Covid Vakzine von AstraZeneca zusätzlich, dass die Entwickler soweit vorausgedacht hatten, dass man einen robusten Impfstoff braucht, der in den Praxen einsetzbar ist.
Es ist sehr wahrscheinlich, dass in Zukunft Auffrischimpfungen gegen SARS-Cov-2 notwendig werden. Dies dürfte mir dem AstraZeneca-Impfstoff kein Problem sein.
Wie das mit dem BioNTech/Pfizer-Impfstoff gehen soll, ist mir nicht klar. Wegen des enormen logistischen Aufwands und der schwierigen Handhabung, kann ich mir nicht vorstellen, dass dieser Impfstoff irgendwann in der Regelversorgung zur Anwendung kommt. Dies würde nur funktionieren, wenn der Hersteller den Impfstoff so modifiziert, dass er so praxistauglich wie der AstraZeneca-Impfstoff wird.

Man darf auch nicht vergessen, dass die dritte Welle der Pandemie derzeit stark im  Ansteigen ist und dass sich mit einer weiteren exponentiellen Ausbreitung das Risiko für neue Mutationen ständig erhöht. Noch sind alle Impfstoffe gegen die jetzt vorherrschende britische Mutation wirksam. Ich denke, dass ein schnelles Vorankommen der Impfkampagne sehr entscheidend ist.

Ich bitte Sie, dies bei Ihren Überlegungen zu berücksichtigen.

Nach Abwägen von Nutzen und Risiko spreche ich mich eindeutig für die Covid Vakzine von AstraZeneca nach den Empfehlungen der STIKO aus. Ich und zwei weitere meiner Mitarbeiterinnen sind übrigens damit schon geimpft worden (und leben noch …). Zwei von uns haben sich schon Blut abnehmen lassen und besitzen bereits Antikörper.